In diesem Blog geht es nicht um Flughäfen. Es geht um Koordinaten. Um gedankliche, emotionale, kulturelle Koordinaten in einer Zeit, in der Orientierung häufig mit Eindeutigkeit verwechselt wird.
Und dafür steht TXL – Berlin-Tegel . Ein Ort, der mich nie ganz losgelassen hat. Nicht wegen seiner Funktion, sondern wegen seiner symbolischen Qualität. Ein Ort am Rand, provisorisch und widersprüchlich, zugleich strukturiert, und mir immer vertraut. Ein Ort mit Haltung und Schwäche. Genau wie vieles, worüber ich schreibe.
Hier geht es um das, was sich nicht sofort erklärt. Um Filme, die mehr zeigen als beabsichtigt. Um politische Rhetorik, die wirkt, obwohl sie leer ist. Um Alltag, der mit der Weltlage um die Wette läuft. Mich interessieren nicht die Schlagzeilen, sondern das, was sie voraussetzen. Nicht das Spektakel, sondern die Stille danach. Nicht der eine Standpunkt, sondern das Koordinatensystem, in dem er erst entsteht.
Ich bin in Westberlin geboren, Anfang der Achtziger. TXL war mein Tor zur Welt, mein Spielplatz und der Beginn vieler Reisen und Erfahrungen. Der Weg aus einer Stadt, die den Ausnahmezustand als Normalfall kultiviert hatte. Das hat geprägt: Das Provisorische als Zustand, das Nebeneinander von Ernst und Absurdität, das Wissen, dass Geschichte nicht vorbei ist, nur weil sie gerade nicht laut wird.
Ich arbeite als Journalist und Podcaster, aber das erklärt wenig. Ich schreibe, weil ich verstehen will, wie Gegenwart gemacht wird: sprachlich, politisch, kulturell. Und was uns darin verrät, wie wir über uns selbst erzählen.
TXL ist dafür ein Bild. Ein Ort, an dem man nochmal alles überdenken kann, bevor die Welt sich weiterdreht.